Neue Arbeit muss Schule machen… oder andersrum?

Neue Arbeit muss Schule machen… oder andersrum?

Was müssen meine Kinder heute lernen, damit sie fit sind für die Jobs der Zukunft?

Wenn es darum geht unsere Kinder fit für das Leben und damit fit für die Zukunft zu machen, dann haben wir immer und sofort unser Schulsystem im Fokus. Auch wenn die Headline Neue Arbeit muss Schule machen natürlich auch unser Schulsystem anspricht, sind es wir alle, die einen aktiven Auftrag zur Mitwirkung haben. Wir können nicht auf die Veränderung unseres Schulsystems warten und bis dahin als Eltern und Umfeld unserer Kinder die Hände und mit ihnen unser Hirn in den Schoß legen. Es ist zu einfach in Fragen der Verantwortung immer erst auf die anderen zu schielen.

Zu diesem Artikel hat mich ein kürzlicher Beitrag über Neue Arbeit und Schule von Swantje Allmers auf LinkedIn inspiriert. Dafür erstmal meinen Dank. Da ich nicht abschreiben, sondern vertiefen möchte, hier der Link zu ihrem lesenswerten

Input “Unser Schulsystem hat nichts mit New Work zu tun.”

Sie beleuchtet die künftigen Herausforderungen einer Neuen Arbeit. Lediglich den zentralen Block ihres Beitrags möchte ich hier wiedergeben und die Überschrift von Was bedeutet das für unser Bildungssystem? erweitern auf Was bedeutet das für die Vorbereitung von Kindern und jungen Erwachsenen auf das Leben? – Eine Aufgabenstellung für alle, die hierzu einen Beitrag leisten können – insbesondere für Eltern.

Kinder müssen lernen,

  • wie sie sich selbst neue Themen erschließen
  • wie sie mit Veränderungen umgehen
  • wie sie sich selbst organisieren und auch abgrenzen
  • welche Technologien es gibt
  • wie sie sich im Zeitalter alternativer Fakten eine ausgewogene Meinung bilden
  • wo ihre Stärken und Talente liegen

Diesen Erkenntnisse implizieren den Apell an das System Schule diese Kompetenzen auch zu vermitteln. Gut und richtig, weshalb ich diesen Apell auf Eltern und darüber hinaus erweitern möchte. Was mir im Beitrag fehlt, das hätte diesen wohl auch zu lang werden lassen, sind konkretere Hinweise wie diese Kompetenzen vermittelt werden können.

Freiheit und Verantwortung müssen immer in Waage sein.

Diese Aussage zahlt vor allem auf den Punkt der Selbstorganisation und Abgrenzung ein. Wenn Freiheit und Verantwortung nicht in Waage sind, führt dies zu Ausbeutung. Nehme ich mir mehr Freiheit, als ich bereit bin an Verantwortung zu tragen, dann beute ich andere aus. In Bezug auf ein Arbeitsverhältnis aus Sicht eines Arbeitnehmers z.B. den Arbeitgeber. Angenommen ich sitze im Homeoffice oder bin auf Montage und nutze meine Freiheit mehr für mich, als für meinen Beitrag zur gemeinsamen Wertschöpfung. Dann richte ich schaden an, denn mein Einkommen bildet ein Missverhältnis zu meinem Beitrag. So wie wir künftig arbeiten wollen und werden, erreichen die meisten von uns ein höheres Niveau an Freiheit und Verantwortung durch flachere Hierarchien. Das geht mit weniger Kontrolle und mehr Eigenständigkeit einher. Meine Aufgaben wird weniger tayloristisch und von Planung bis Umsetzung umfassender. Der einzelne Arbeitsauftrag ist weniger klar umrissen und damit wird die Erwartung an das Ergebnis oft undeutlicher. Mehr kreative und weniger Routineaufgaben lösen den Bezug von Leistung und Zeit zunehmend auf.

Wenn dies aber unklar ist, dann wird aus Unsicherheit in dieser Frage die Abgrenzung wichtiger. Anderenfalls eilt die Verantwortung der Freiheit voraus und Selbstausbeutung ist das Ergebnis, bis hin zum Burnout oder anderen Erkrankungen.

Kinder davor zu beschützen bedeutet diese mit immer komplexeren Aufgabenstellungen zu konfrontieren und mehr Begleitung als Vorgaben auf dem Weg zu einem guten Ergebnis. Allzu oft beschreiben wir viel zu detailliert den Weg zum Ziel, statt sich auf die Beschreibung des erwarteten oder erforderlichen Zielzustandes, also des Ergebnisses zu konzentrieren.

Fehler zu sanktionieren macht den Irrtum unmöglich.

Wie bringen wir Kindern nun bei sich selbst neue Themen zu erschließen und mit Veränderungen umzugehen? Eine der größeren Ursachen für unsere Abneigung geben neues und Veränderungen liegt in unserer Angst vor Fehlern. Ein Problem ist schon, dass wir den Unterschied zwischen Fehlern und Irrtümern zu wenig vermitteln. Wenn das Wissen und Fähigkeiten zu einem guten bzw. richtigen Ergebnis vorhanden wären, wir es dennoch nicht erreichen, sprechen wir von einem Fehler. Ein Irrtum entsteht, wenn das Wissen zu einem guten Ergebnis nicht vorhanden ist, wir es dennoch probieren und es schief gegangen ist. Für die Neue Arbeit brauchen wir sehr viel Bereitschaft den Irrtum zu riskieren, denn so schnell und umfangreich wie sich alles entwickelt, kann unser Wissen nicht Schritt halten. Wir sind uns in dem Moment wo wir einen Fehler machen nicht bewusst, dass ein besserer Zugriff auf das eigene oder das Wissen anderer diesen Fehler hätte vermeiden können. Deshalb können wir in der konkreten Situation den Fehler vom Irrtum nicht unterscheiden. Diesen Unterschied erkennen wir erst im Nachhinein. Wenn wir aber Fehler mit negativen Konsequenzen belegen, machen wir gleichzeitig den Irrtum unwahrscheinlicher. Kreatives Arbeiten und Innovationen erfordern aber den Irrtum zu riskieren.

Leider können nicht alle Fehler ohne Sanktionen bleiben, insbesondere nicht diejenigen, welche im Verstoß gegen Regeln und Gesetze münden. Was hier hilft ist der stärkere Fokus auf alles was richtig ist, ein besonderes Augenmaß für die Angemessenheit einer Reaktion in Relation zu den Fehlerfolgen und vor allem der Ehrgeiz wo immer möglich auf Regeln zu verzichten und diese durch Prinzipien zu ersetzen.

Prinzipien den Regeln vorziehen.

Regeln drücken aus, was nicht sein soll. Sie entstehen aus den negativen Erfahrungen der Vergangenheit. In einer sich zunehmend schneller veränderlichen Welt sind Regeln immer weniger tauglich. Deren Richtigkeit hat eine immer kürzere Zeitspanne. Manche Regeln ist schon überholt, kaum das sie ordentlich formuliert und bekannt gemacht ist. Prinzipien hingegen zeigen was sein soll, sie weisen auf das Ziel hin. Sie lassen Raum für den jeweils eigenen Weg zum Ziel. Aber auch Prinzipien haben einen Haken. Ein Fehlverhalten gegen ein Prinzip lässt sich zwar gesellschaftlich ächten, aber nur sehr schwer klar abgrenzen und sanktionieren. Was für Innovation also gut ist, kann für unser Zusammenleben als Gesellschaft auch ein Risiko sein. Deshalb haben Gesetze fast ausnahmslos den Charakter einer Regel.

Regeln funktionieren in einer Welt der Alten Arbeit noch relativ gut. Alte Arbeit ist voller blauer Probleme. Lösungen hierzu werden durch die Frage nach dem WIE lösen wir das Problem, also einen Prozess, eine Handlungsfolge beantwortet. Die Welt der Neuen Arbeit offeriert wesentlich mehr rote Probleme. Hier ist es richtig zu fragen WER kann dieses Problem lösen.

Unsere Kinder müssen diesen Unterschied kennen und früh lernen welcher Art ein Problem ist und über welche Frage der richtige Lösungsweg eingeschlagen wird. Bei der Frage nach Neuer Arbeit und Alter Arbeit lohnt ein grundsätzlicherer Blick auf die Frage Was ist Arbeit?

Neue Schule macht Arbeit.

Unsere Lehrenden benötigen Wissen um Neue Arbeit und Freiheit im System Schule dieses Wissen auch auf den eigenen Arbeitsplatz bezogen anzuwenden. Wir benötigen eine größere Überfachlichkeit und mehr Arbeit in Projekten. Wir benötigen Aufgabenstellungen, welche das Ergebnis beschreiben und Support der Kinder dabei den eigenen Weg zum Ziel zu finden. Dabei müssen wir stark auf Kooperation und Colaboration setzen, weniger auf den Erfolg und das messbare Ergebnis des einzelnen. An vielen Stellen erkenne ich den Aufbruch in diese Richtung und ich wünsche mir lediglich ein weit höheres Tempo und einen klaren Blick für das, was wir da eigentlich gerade tun. Bis es soweit ist, müssen Eltern und die anderen Erziehungspartner – im Grunde also wir alle – in diese Richtung aufbrechen und den Kindern den richtigen Rahmen für ihre ganz eigene Entdeckungsreise geben.

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