Die korrekte Anrede

Die korrekte Anrede – Du, Sie, oder wie?

Die persönliche Anrede, ob per Du oder Sie, stellt viele Führungskräfte vor eine Herausforderung. Das geht nicht nur denjenigen so, die neu in eine Führungsaufgabe hineinwachsen. Auch für langjährige Führungskräfte stellt sich diese Frage ganz neu, denn da draußen tut sich was.

Die Art der Anrede ist ein Hinweis auf die Kultur des Unternehmens.

Und genau dort sind gerade erhebliche Veränderungen im Gange. Führung findet zunehmend kooperativ, auf Augenhöhe statt. Spezialisten für eine Aufgabe treffen gleichberechtigt auf Spezialisten für Führung und Organisation.  In selbstorganisierten oder holistisch organisierten Teams ist Augenhöhe erst recht.

Gehören Augenhöhe und „Du“ zusammen?

Natürlich nicht. Solange sich beide Siezen oder beide Duzen ist Augenhöhe hergestellt. Hinzu kommen ja noch ganz andere Spielarten, die sich über Jahrzehnte entwickelt haben und beharrlich halten. „Sie“ verknüpft mit dem Vornamen ist so ein Beispiel, was auf mich immer etwas skurril wirkt. Ein deutlicher Hinweis auf Klärungsbedarf ist auch, wenn die direkte Ansprache der Du oder Sie soweit möglich vermieden wird.

Auffälliges Sprachgefälle.

So würde ich immer die Fälle nennen, wo sich hierarchiebezogene Asymmetrien in der Ansprache etabliert haben. Von „oben“ nach „unten“ wird geduzt, von „unten“ nach „oben“ wird ein „Sie“ erwartet. Das sind deutliche Kennzeichen von fehlender Augenhöhe und echte Behinderungen für Formen zukünftiger Zusammenarbeit.

Ich kenne viele Führungskräfte, die möchten bewusst von Auszubildenden gesiezt werden, während sie diese umgekehrt selbstverständlich duzen. Die Sorge ist, dass ein gegenseitiges Duzen zu Respektlosigkeit führen könnte. Wenn Duzen aber respektlos ist, wie steht es dann um den Respekt der Führungskraft den Auszubildenden gegenüber?

“Du“ oder „Sie“ ist keine Frage von Respekt, sondern von Nähe und Distanz.

So gesehen ist das Festhalten am „Sie“ die Sorge davor, dass eine zu große Nähe entstehen könnte. Es ist die Sorge vor sprachlicher Übergriffigkeit, die über die Sprache hinausgehen könnte. Aber wie übergriffig ist ein Gefälle in der Ansprache?

Wieviel Nähe braucht es, wenn wir eng, reibungsarm oder gar reibungslos Hand in Hand zusammenarbeiten wollen? Wieviel Nähe ist dann zu viel Nähe und wann ist ein „Sie“ das richtige Regulativ? Das muss jedes Unternehmen im Rahmen seiner Kultur selbst abwägen.

Erkennbar ist ein klarer Trend zu mehr Nähe und damit dem „Du“.

Dabei muss eine Führungskraft jeglichen Mangel an Respekt klar adressieren und unterbinden. Wie so oft setzt das eigene Verhalten den Maßstab. Wenn ich Menschen mit einem Mangel an Respekt begegne, dann muss ich mich über Respektlosigkeiten nicht wundern. So eine Respektlosigkeit funktioniert übrigens in der Distanz, also im „Sie“ sogar viel besser, weil ich emotional weit entfernt bin. Die Distanz bedingt dann auch, dass ich aus der Entfernung die meisten Respektlosigkeiten gar nicht mitbekomme.

Nähe schafft Vertrauen und Vertrauen schafft Respekt.

Wie haltet ihr es in eurem Unternehmen mit der Anrede?

Gibt es bei euch vielleicht besonders skurrile Formen?

Wie nimmst du das mit Nähe und Distanz war?

Antworte auf diese Fragen und weitere, die dich bewegen, sehr gerne in den Kommentaren unter den Posts zu diesem Artikel in den sozialen Medien.