Gehaltfreie Kommunikation

Gehaltfreie Kommunikation

Gehaltfreie Kommunikation? Hä? Hat der sich vertippt? Das heißt doch gewaltfreie Kommunikation. Warum oft beides richtig ist, was wir daraus lernen können und wie wir gewaltfreie Kommunikation richtig einsetzen – all das kannst du hier nachlesen. Davon wie klug und hilfreich gewaltfreie Kommunikation ist, können wir an vielen Stellen lesen und hören. Was aber macht eine gewaltfreie Kommunikation aus, warum ist sie sinnvoll und warum wird daraus auch schnell gehaltfreie Kommunikation?

Der Wert von “Ich-Botschaften”.

Gewaltfreie Kommunikation hat zum Ziel, dass ich kommuniziere ohne meinen Gegenüber ein angegriffenes oder übergriffiges Gefühl zu vermitteln. Gelingt mir dies nämlich nicht, so schaltet mein Gegenüber zunächst auf Verteidigungsmodus um. Das bindet allerhand kognitive Ressourcen und löst in unserem Körper allerhand automatisierte Prozesse aus. Der eigentliche Inhalt meiner Botschaft erreicht dann regelmäßig nicht sein Ziel.

Erst verteidigen, dann angreifen.

Bei einer Verteidigungsposition, die mein Gegenüber vor meiner als Angriff empfundenen Aussage schützt, bleibt es aber regelmäßig nicht. Schnell schaltet mein Gesprächspartner auf Angriff um, denn wir alle haben schließlich als Kinder schon gelernt “Angriff ist die beste Verteidigung”. Na klar, wir wissen auch alle was dann folgt. Wir setzen zum Gegenangriff an. So eskalieren wir Satz für Satz bis von der eigentlichen Botschaft nichts mehr übrig ist.

Aber was lässt uns so schnell auf Verteidigung umschalten?

Dafür sind zahlreiche biochemische Prozesse in unserem Körper verantwortlich. Unser Körper dient damit einer der zwei Hauptaufgaben seiner Existenz: Überleben. Die andere ist Fortpflanzung. So sehr dieses Thema der Verbreitung von allen Arten von Veröffentlichungen dient, darum geht es hier ausnahmsweise nicht. Wenn der Grundmechanismus der Funktionen und deren Zielsetzungen einmal verstanden ist, erscheinen so erbittert geführte Auseinandersetzungen – hoffentlich möglichst lang auf rein kommunikativer Ebene – in einem ganz anderen Licht. Dort geht es buchstäblich ums Überleben, obwohl meist der Inhalt der Auseinandersetzung kaum geeignet ist ganz real empfundene Existenzängste zu nähren.

Verteidigung verhindert Offenheit.

Und genau dort liegt dann auch das Problem. Wollen wir mit einer Botschaft bei unserem Gegenüber ankommen, dann erfordert dies dessen Offenheit. Befindet sich dieser aber in der Verteidigungsposition, kann das nicht gelingen. Stelle dir dazu gerne einen Boxer in der Defensive vor. Die Fäuste so sehr vor das Gesicht gehoben, dass er nur noch durch ein minimales Sichtfeld den Gegner ausmachen kann. Alles was er erkennen muss ist die Bewegung zum möglichen nächsten Angriff. Viel mehr als das wird dann auch nicht mehr erkannt. Im Gegenteil erscheint aus dieser Perspektive jegliche Bewegung des Gegners mindestens als Vorbereitung des nächsten Angriffs oder als Finte.

Gesten der Deeskalation werden so nicht erkannt oder ihnen wird misstraut.

Was tun wir also im Bemühen darum verstanden zu werden? Wir üben uns in gewaltfreier Kommunikation. Daran ist nichts falsch, im Gegenteil ist es hilfreich sich vor und während der Kommunikation schon bewusst damit auseinanderzusetzen was die Art meiner Kommunikation bei meinem Gegenüber auslösen kann. Hier nur ganz kurz die vier Grundschritte der gewaltfreien Kommunikation:

  1. Beobachtung: “…wenn ich sehe / höre…”
    statt: Bewertung “Du bist…”
  2. Gefühl: “…fühle ich mich…”
    statt Analyse: “Ich habe das Gefühl, dass du…”
  3. Bedürfnis: “…weil ich … brauche.”
    statt Schuldzuweisung: “…weil du…”
  4. Bitte: “Kannst du bitte…?”
    statt Vage/Abstrakt/Appell: “Versteh mich!”
Widerstand und Gegenangriffe vermeiden

Viel mehr dazu findest du sicher in jede Menge guter Bücher zum Thema und nicht zuletzt bei Marshall B. Rosenberg.

Dieses Bisschen Grundlage ist nach meiner Wahrnehmung sehr wichtig stets vor Augen zu halten, denn im Bemühen um gewaltfreie Kommunikation verkommt manch ein Dialog im Weichspülgang. Es wird dabei versäumt, dass es bei diesem Thema darum geht WIE ich etwas ausdrücke. Dabei ist es sogar schädlich, wenn das WAS gleich mit in Watte gepackt oder bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt wird. Gerade dann trage ich eben nicht mehr zur Klarheit in der Situation und oft genug nicht mehr zur Klärung der Situation bei.

Das verstehe ich dann unter gehaltfreier Kommunikation.

Hier ist dann die Selbstzensur unter dem Motto “darf man das noch sagen?” in vollem Gang. Ich möchte dich also ermutigen auf der einen Seite in der Art wie du zukünftig deine Kommunikation ausprägst möglichst gewaltfrei vorzugehen. Gleichzeitig ermutige ich dich aber auch dich inhaltlich so klar wie irgend möglich auszudrücken. Allzu schnell verlässt sonst deine Botschaft den Grad des hinnehmbaren Missverständnisses. Auch dies sollte dir immer bewusst sein.

Wann immer wir kommunizieren, ist das Missverständnis der Normalfall.

Wenn wir bedenken wie sehr wir alle empfangene Kommunikation direkt bewusst und unbewusst bewerten und einordnen, dann ist das ja auch sofort verständlich. Schließlich findet diese Bewertung und Einordnung zwingend immer nur vor dem Hintergrund unserer Erfahrungen und Gefühle statt. Diese decken sich ganz sicher nicht mit deinem Kommunikationspartner. Klarheit ist also Trumpf! Durch die so weniger wahrscheinlichen Missverständnisse trägst du im Übrigen zu einer gewaltfreieren Kommunikation auch bei.

Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben…

Ja genau. Immer die Anderen. Natürlich verletzt es einen, wenn das Gegenüber von gewaltfreier Kommunikation so gar nichts hält und in Reinkultur mit Zuweisungen und Bewertungen arbeitet. Wenn dann noch, z.B. durch das gewählte Medium fernab des persönlichen Dialogs drauf gehauen, gepöbelt und gelästert wird, als gäbe es kein Morgen, dann steigt irgendwann auch der Tapferste aus. Die Lösung kann hier aber nicht im Rückzug oder gar im Gegenangriff liegen. Bleibe dir darüber bewusst, dass stets du allein darüber entscheidest, wie du die Meinung eines anderen über dich bewertest. Aber das Thema hatten wir ja schon im vorletzten Blogartikel.

Wie nimmst du das mit der Kommunikation wahr?

Hast du hier für alle vielleicht Beispiele und wie du damit dann umgegangen bist?

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